Die Geschichte des Hamams

Die Geschichte des Hamams

Das Wort „Hamam“ stammt aus dem Arabischen „hamma“ und bedeutet  „Dampfbad“. Das Hammam (Hamam in deutscher Schreibung), auch “Türkisches Bad” oder “Orientalisches Bad” genannt, findet sich vor allem im muslimischen Kulturraum und ist ein fester Bestandteil der islamischen Bade- und Körperkultur. Die Ursprünge öffentlicher Bäder gehen vor allem zurück auf die alten Griechen und Römer. Dabei wurde das Baden zur Kunst ritualisiert. Das Hammam vereint die Funktionalität und Elemente römischer Therme mit zentral-asiatischen, türkischen Traditionen von Dampfbaden.
In Zentralasien gab es ebenso unter den Turkvölkern Dampfbade, die sogenannten „Manchu“. Die Turkvölker brachten auf ihren Wanderungen ihre Traditionen mit sich nach Anatolien und vereinten sie mit der römischen Badekultur, die sie damals dort vorfanden. Eine neue Synthese war geboren: das „Türkische Bad“. Die Osmanen ließen sich von den Bade-Ritualen der römischen Therme inspirieren und kombinierten sie mit ihren eigenen Gebräuchen. Öffentliche Bäder erfreuten sich im osmanischen Reich großer Beliebtheit. Die Bäder mit ihren Traditionen und Lebensphilosophie verbreiteten sich über ganz Anatolien. Öffentliche Bäder spielten eine wichtige Rolle im Alltag in Istanbul während der römischen und byzantinischen Herrschaft. Die Bäder dienten nicht nur als Orte zur körperlichen Reinigung, sondern auch als soziale Treffpunkte zum Austausch.
Obwohl sich das Türkische Bad in vielen Dingen den älteren römischen Thermen, etwa in ihrem Beheizungssystem, ähnelt, unterscheiden sie sich in anderen Dingen. Ein Hammam besteht, ähnlich wie bei einer römischen Therme, aus drei miteinander verbundenen Räumen. Das Caldarium (Sicaklik oder auch Hararet genannt), das Tepidarium (Zwischenraum) und das Frigidarium (Sogukluk).
Das Sicaklik – sogenannter „warmer Raum“ – hat in der Regel eine große Kuppel überzogen mit kleinen Fenstern aus Glas. Es hat außerdem in der Mitte einen großen Marmor-Stein (göbek tasi). In den Ecken befinden sich kleine Becken mit Wasserhähnen sowie Schalen (tas). In diesem Raum wäscht man sich mit warmem Wasser, genießt das Dampfbaden und erhält Peeling-Massagen. Im anschließenden Sogukluk – dem sogenannten „kalten Raum“ – wurde anschließend entspannt.
Der größte Unterschied zwischen römischen und türkischen Bädern lag im Frigidarium. Das römische Frigidarium hatte ein stilles, kaltes Becken in der sich die Gäste zur Vorbereitung auf die wärmeren Räume wuschen. Die Muslime erachteten fließendes Wasser zur Reinigung besser als ein Bad und ersetzten das Becken mit entsprechenden Anlagen. Außerdem wurde die Reihenfolge der Räume geändert. In türkischen Bädern wurde das Frigidarium – der sogenannten kalte Raum – nach dem Caldarium und Tepidarium (warme Räume) angelegt. Während die Römer das Frigidarium zur Vorbereitung genutzt hatten, nutze man es in türkischen Bädern nun zur Erholung, Schlafen sowie Essen und Trinken nach dem Baden.
Das Hammam war nicht nur ein Ort zur Hygiene, sondern war ein beliebter sozialer Treffpunkt. In fast jeder osmanischen Stadt wurde ein Hammam erbaut. Sie galten als Orte für Unterhaltung und Zeremonien – mit Speis und Trank und Tanz (insbesondere bei den Frauen). Die Räumlichkeiten waren in der Regel getrennt nach Männern und Frauen oder sie hatten jeweils unterschiedliche Zugangszeiten.
Nach der Eroberung Istanbuls in 1453 durch Sultan Mehmet, wurden 19 Bäder in Istanbul errichtet. Während der frühen osmanischen Herrschaft, wurden nicht nur in größeren Städten errichtet, sondern auch außerhalb in Marktzentren, in denen reger Handel statt fand. Die Bäder wurden oft auch als Teil von großen religiösen Einrichtungen zur Wohltätigkeit errichtet, die darüber hinaus weitere Teile umfasste, wie eine Moschee, Krankenhaus, Suppenküche, Bibliothek, Schule und Unterkünfte für Studenten und Kleriker. Diese Komplexe wurden vom Sultan, anderen Mitgliedern der königlichen Familie oder führenden Persönlichkeiten im osmanischen Staat gesponsert. Mit den Einnahmen aus den Bädern wurde die Instandhaltung der anderen Gebäude in diesen Komplexen finanziert.
Die Osmanen bauten weit über die Grenzen Istanbuls hinaus zahlreiche Bäder bis in die weitesten Orte ihres Imperiums hindurch. Die Ruinen osmanischer Bäder finden sich heute in Europa, dem mittleren Osten und Nord-Afrika. Die imperialen Paläste, große Residenzen und Villen verfügten über ihre eigenen privaten Bäder inmitten prächtiger Gärten. Traditionell konsumierte man frische Früchte, Säfte und Sherbets im Bad.
Das türkische Bad spielte eine wichtige Rolle bei der Sozialisation und Segregation von Frauen und Männern. Öffentliche Bäder gab es in jeder Stadt und in vielen Dörfern und waren für alle geöffnet, unabhängig von Rang und Status.
Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts eroberten Turkstämme das alte römisch-byzantinische Reich. Die beiden Kulturen – die hellenistisch-römische und türkisch-anatolische – beeinflussten sich gegenseitig. So auch in der Badekultur. Die Osmanen erbauten besonders in Konstantinopel (das heutige Istanbul) Bäder, wo die griechischen Bewohner stets die ost-römische Badekultur hegten und pflegten.  Besonders prächtige monumentale Bäder wurden vom Architekten Mimar Sinan erbaut – das Cemberlitas Hamam (1584), das Hammam im Komplex der Süleymaniye Moschee sowie die das Hammam in der Selimiye Moschee in Edirne.
Während des Kaliphats der Umayyaden wurden besonders prächtige Bäder erbaut, die oft in in imperialen Paläste (qusur) integriert waren. Das „Qusayr ´Amra“ in Jordanien aus dem 8. Jahrhundert ist ein besonderes Beispiel. Die Wände des Bads sind mit kunstreichen Gemälden versehen. Die imperialen umayyadischen Bäder waren ein Ort für höfische Unterhaltung.
Mit zunehmendem Wohlstand und neuen technologischen Entwicklungen im Sanitärgeschäft und damit der Verfügbarkeit von Bädern im eigenen Heim, wurden Hammams immer weniger genutzt. Die Bäder von Kairo, die einst von mittelalterlichen Autoren hoch gelobt wurden, liegen heute in Ruinen. Die geringe Anzahl von Kunden und hohe Preise für Energie und Wasser führten dazu, daß das Betreiben eines öffentlichen Badehauses wenig lukrativ wurde. In der Türkei gilt das Hammam heute nicht mehr als ein Platz für Körperpflege, nimmt aber eine zeremonielle Rolle ein, insbesondere beim sogenannten „Braut-Bad“. In einigen wenigen Regionen lebt die Bade-Kultur weiter, wie in Syrien und Tunesien. Dort findet man einfache Bäder in Nachbarschaften, aber auch prächtigere Bauten ähnlich den westlichen Spas. In Istanbul gibt es 57 historische Bäder in Betrieb. Berühmte Bäder sind das Eski Hamam in Üsküdar, Cardakli Hamam in Kadirga, Kücük Ayasofya, das Hürrem Sultan Hamam, Sultanahmet, Kilic Ali Pasa Hamam in Tophane das Cemberlitas Hamam, Galatasary Hamam und Cagalogulu Hamam.
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